Am 22.06.1874 begründet Andrew Taylor Still die Osteopathie. Diese entwickelt sich seither stetig weiter und ist zunehmend durch eine medizinische philosophische Herangehensweise geprägt, die den Umgang, sowie den Blick auf den zu Behandelnden verändert.
"Mein Ziel ist, dass der Osteopath philosophisch denkt und die Ursache sucht." Still, Leitfaden Osteopathie, 3. Auflage 2010, S.8
Somit ist die Osteopathie für mich ein ganzheitliches Behandlungskonzept. Dabei kann ich all mein Verständnis und Wissen, was ich in den letzten Jahren mit meinen Patient*innen und in meinen Ausbildungen und Studien gelernt habe, in die Osteopathie einfließen lassen. Alle manualtherapeutischen Techniken werden zugunsten der Patient*innen angewandt. Die osteopathischen Behandlungen von der Ersten bis zur Letzten sind ständig wechselnden dynamischen Prozessen unterworfen und werden immer individuell an den Patient*innen angepasst.
Die moderne Osteopathie hat viele Spezialisierungen und Teilbereiche, die so umfangreich sind, dass sie ganze eigenständige Studiengänge füllen. Dabei sind drei Bereich hervorzuheben.
Strukturelle Osteopathie
Sie ist sehr orthopädisch orientiert und befasst sich vordergründig mit Haltung und Funktion des muskuloskelettalen Systems.
Viszerale Osteopathie
Hierbei liegt der Fokus auf den inneren Organen, deren Anatomie, Funktionen und dem Zusammenspiel zueinander. Die Bereiche, die der Osteopath zu beeinflussen versucht, sind hier unter anderem die Atmung, das Herz, die Verdauung, das hormonelle Gleichgewicht, das Urogenitalsystem und das Immunsystem.
Craniosacrale Osteopathie
Die craniosacrale Osteopathie ist eine Behandlung, bei der der Osteopath Diagnose und Behandlung hauptsächlich über den Kopf durchführt. Dabei nimmt er feinste Bewegungen wahr und versucht, über fokussierte Behandlungsimpulse Einfluss auf den gesamten Körper zu nehmen.
Die Osteopathische Prinzipien:
1. Wechselwirkung zwischen Struktur und Funktion
Jedes Gewebe hat eine Funktion und ist so gebaut, dass es diese Funktion erfüllen kann. Gleichzeitig besteht aber auch die Möglichkeit einer Funktion (gedacht als physikalische Kraft) das Gewebe in seiner Form und Struktur zu beeinflussen und zu formen.
2. Selbstheilungskräfte
Jeder Mensch besitzt sie. Osteopath*innen arbeiten immer mit dem Bewusstsein, diese zu stärken und zu unterstützen. Nicht die Behandlungstechnik beseitigt das Symptom, sondern der Körper selbst. Er braucht gelegentlich nur einen unterstützenden Impuls.
3. Der Körper als Einheit
Einzelne Funktionen und Fähigkeiten des Körpers sind nur im komplexen Zusammenspiel aller Körperabschnitte möglich. Der Mensch ist immer dynamisch und funktionell, vom ersten bis zum letzten Moment, davor und darüber hinaus.
4. Das Gesetz der Arterie
Eine eingeschränkte Durchblutung hat stets einen einschränkenden Einfluss auf den Körper. In jeder Behandlung wird eine optimale Ver- und Entsorgung angestrebt.
5. Der Mensch, nicht die Krankheit
Osteopath*innen zaubern einen Krebs nicht weg, lassen ein Bein nicht nachwachsen und eine Autoimmunerkrankung nicht mit einem Fingerschnips verschwinden. Der sehr anspruchsvolle Gedanke besteht darin, nicht die Erkrankung sondern den Menschen als Ganzes in den Vordergrund zu stellen. Wer er ist, wie er lebt und wie er in seinem Umfeld interagiert. Osteopath*innen versuchen nicht nur eine Erkrankung zu beseitigen, sondern helfen dem Menschen, besser zu leben.